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Schwergewichtige und Infektionen machen dem Rettungsdienst Probleme

Infektionskrankheiten und massiv übergewichtige Patienten sorgen beim BRK in Würzburg für Arbeit und Probleme. Mit der Inbetriebnahme des Zentrums für Innere Medizin im kommenden Jahr erwarten die Rettungsdienstler einen Rückgang der Transportzahlen.

Bei der Vorstellung der Jahresstatistik ist der Konflikt von Rettungsdienstleiter Jens-Uwe Greiner deutlich spürbar. "Hinter jedem Einsatz steckt schließlich das Schicksal eines verletzten oder erkrankten Menschen". Deswegen auch würde er gern von weniger Einsätzen berichten, gleichwohl freut er sich, dass der BRK Rettungsdienst 60 Mitarbeitern einen Arbeitsplatz bietet.

Dramatisch ist nach Darstellung des BRK der Anstieg der Einsätze mit Infektkranken. "Vor allem die Noroviren und multiresistente Keime machen uns seit letztem Jahr schwer zu schaffen", erläutert Alexander Wolf, Schichtführer und Desinfektor beim BRK. Im vergangenen Jahr sind die Rotkreuzler zu knapp 2.500 Infektionstransporten ausgerückt, fast doppelt soviel wie im Jahr zuvor. Selbst wenn eine sogenannte Infektionsfahrt nur kurz ist, Fahrzeug und Personal fallen danach wegen aufwendiger Desinfektionsarbeiten  für etwa eine Stunde aus. Ein Problem, das auch die Kollegen von Johanniter und Malteser Hilfsdienst kennen.

Erfreuliches haben die Rotkreuzler auch zu berichten: Die Zahl der Eigenunfälle mit Rettungsdienstfahrzeugen ist deutlich zurückgegangen. "Bei einer jährlichen Fahrleistung von knapp 650.000 km, bei siebenfach höherem Unfallrisiko, ein echter Grund zur Freude". Greiner setzt bei seiner Fahrerauswahl auf intensives Training, persönliche Reife und mehrjährige Fahrpraxis.

Durchschnittlich einen Transport am Tag fährt der beim BRK in Würzburg stationierte Intensivtransportwagen (ITW). In Bayern gibt es insgesamt fünf solcher Spezialfahrzeuge, zum Stückpreis von etwa ? 350.000. Mit ihnen werden lebensbedrohlich erkrankte und überwachungspflichtige Patienten von einer Klinik zur anderen verlegt. Zur Besatzung gehören speziell ausgebildete Rettungsassistenten des BRK oder der Johanniter, ebenso Anästhesisten der Würzburger Uniklinik.

Großes Lob hat der Rettungsdienstleiter für die beim BRK engagierten Ehrenamtlichen. "Unsere Freiwilligen sind für ihre Aufgaben im Rettungsdienst bestens gerüstet, bilden vor allem bei Großschadensfällen mit den Schnelleinsatzgruppen eine lebensrettende Einsatzverstärkung". Auf das gesamte Einsatzvolumen beim BRK Rettungsdienst bezogen, erbringen Ehrenamtliche etwa 10% der geleisteten Personalstunden.

Bewährt hat sich auch der Einsatz von Mitarbeitern im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ). Eingesetzt werden die meist jungen Frauen und Männer im Krankentransport, also nicht in der Notfallrettung. Die erforderlich medizinische Ausbildung wird im Kreisverband Würzburg durchgeführt, der Einsatz wird durch besonders erfahrene Rettungssanitäter begleitet.

Zu einem immer größer werdenden Problem entwickeln sich dem BRK zufolge besonders schwergewichtige Patienten. "Unsere Tragen sind für Patienten mit max. 220 kg Körpergewicht ausgelegt, darüber hinaus übernehmen die Hersteller keine Garantie". Im Moment werden im Einsatzfall, zusammen mit dem Notarzt, Transportwege und Risiken kritisch abgewogen. Immer wieder wird auch die Feuerwehr zur technischen Hilfeleistung oder Tragehilfe hinzugerufen. In Einzelfällen mussten in der Vergangenheit schwergewichtige Patienten mit ihrem Privatbett oder einem Klinikbett in einem LKW transportiert werden. Das soll in absehbarer Zeit ein Ende haben: Angesichts des steigenden Bedarfs wollen die Krankenkassen in Bayern künftig flächendeckend Spezialfahrzeuge stationieren.

Auf das kommende Jahr blickend, erwartet das Rote Kreuz einen deutlichen Rückgang der Zahl der Krankentransporte. Mit der Inbetriebnahme des Zentrums für Innere Medizin (ZIM) am Straubmühlweg werden 2009 Kliniken zusammengeführt, die jetzt noch in Grombühl verteilt sind. Somit fallen dann vor allem Fahrten zu Spezialuntersuchungen weg.  Positiv dabei die Zentralisierung von Medizintechnik, auch die kurzen Wege für Patienten und Personal. "Die Kehrseite ist der Verlust von Arbeitsplätzen im Rettungsdienst", bedauert Rettungsdienstleiter Greiner.

Infos zu Ehrenamt und FSJ im Rettungsdienst: 0931-800080

Bilder: Die Zahl der vom Rettungsdienst transportierten infektiösen Patienten hat dramatisch zugenommen. Nach Einsatzende fallen Fahrzeug und Besatzung erstmal eine Stunde wegen Desinfektionsarbeiten aus.

Text und Bilder: Paul Justice


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