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Jahre im Exil

In den ersten Jahren seines Pariser Exils lebte Dunant oft in bitterster Not. Schriftlich hatte sich Napoléon III. an das Fünferkomitee gewandt und sich bereit erklärt, die Hälfte von Dunants Schulden zu begleichen, sofern seine Freunde für die andere Hälfte aufkommen würden. Den Brief bekam Dunant nie zu sehen.

Trotz seines sozialen Abstiegs war Dunant in den höchsten Kreisen immer noch als Redner gefragt. Er entwickelte weiterhin Pläne, wie die Welt verbessert werden könnte. Doch seine weiteren Zielen scheiterten – vorerst. Eine Vereinbarung über die Behandlung von Kriegsgefangenen, wie Dunant sie sich unmittelbar gewünscht hatte, beschloss das IKRK erst ein Vierteljahrhundert später. Der internationale Gerichtshof, dessen Schaffung er ebenfalls angeregt hatte, wurde erst nach zwei Weltkriegen in Den Haag eingerichtet.

Die Armut, die Niederschläge und die Enttäuschungen setzten dem feinfühligen Dunant stark zu. Er wurde menschenscheu, misstrauisch und krank. Léonie Kastner-Boursault, die Witwe des Komponisten Jean-Georges Kastner liebte Dunant und half ihm, über die Runden zu kommen. 1874 verschlug es Henry Dunant nach Stuttgart, wo ihn der Pfarrer Dr. Ernst Wagner beherbergte. Bei einem Spaziergang durch die Stadt lernt er den Studenten Rudolf Müller kennen und freundet sich mit ihm an. Müller wird später Dunants erste Biografie verfassen.

Heiden, die neue Heimat

Im Alter von 60 Jahren hatten die unruhigen Jahre ein Ende und Dunant kam wieder etwas zur Ruhe. Dunants Familie hatte ihm eine monatliche Rente von 100 Franken ausgesetzt, verbunden mit der Auflage, sich in der Schweiz niederzulassen.

Im Juli 1887 zog Henry Dunant, an Körper und Geist gezeichnet, verbittert und menschenscheu in den Appenzeller Kurort Heiden oberhalb des Bodensees. Die letzten 22 Jahre seines Lebens verbrachte Dunant als selbstzahlender Pensionär im Bezirksspital Heiden – wo sich heute das Henry Dunant Museum befindet.