An der Menschlichkeit orientiert

Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es!

Eine Person, manchmal auch eine Gruppe, setzt sich freiwillig für die berechtigten Interessen anderer Personen ein.
Migrationsberatung, Foto: Zelck
Vielleicht hast auch du schon einmal eine Situation erlebt, in der du gerne geholfen hättest und dich nicht getraut hast. Keine Angst, damit hast du schon richtig reagiert. Zivilcourage bedeutet nicht, den Helden zu spielen, sondern erst einmal auf die innere Stimme zu hören, die einem sagt: Was da passiert, ist nicht in Ordnung und ich sollte etwas tun. Hinschauen und Wahrnehmen ist schon der erste Schritt.
Mach doch mal den Mund auf, wenn sich jemand an der Supermarktkasse vordrängelt. Wie fühlt es sich an, vor anderen Leuten die Stimme einzusetzen? Wenn du das geschafft hast, kannst du es als Erfolg sehen. Es geht auch darum, anderen Menschen Solidarität zu signalisieren und sich nicht alles gefallen zu lassen. Und: hinter deinem Einsatz stehen menschliche und demokratische Prinzipien.

An der Menschlichkeit orientiert

Gerd Meyer, der das Buch "Zivilcourage lernen" geschrieben hat, das 2004 erschien, beschreibt Zivilcourage so: Es ist ein besonderer Typ Handlung in der Gesellschaft. Es kommt in speziellen Situationen und verschiedenen gesellschaftlichen Zusammenhängen vor (z.B. Schulklasse, Familie, Einkaufsstrasse), und es geschieht öffentlich. Es ist also etwa das Gegenteil von "Die Faust im Sack machen". Eine Person, manchmal auch eine Gruppe, setzt sich freiwillig für die berechtigten Interessen anderer Personen ein. Hauptsächlich geht es um "nicht materielle" Interessen, also zum Beispiel Freiheit oder Respekt und Würde. Manchmal geht es natürlich auch um die Interessen der Personen, die handeln. Personen, die Zivilcourage üben, exponieren sich, sie riskieren etwas. Und hinter ihrem Einsatz stehen menschliche und demokratische Prinzipien. Ein Beispiel für Zivilcourage: Der 15-jährige Clemens sitzt im Rollstuhl und schaut ein paar Jugendlichen beim Fussballspielen zu. "Hallo, Spasti", ruft ihm einer zu. Die meisten lachen. Zivilcourage beweist, wer sich jetzt für Clemens zur Wehr setzt.

Gute Selbsteinschätzung ist wichtig

Zivilcourage ist nicht angeboren, sondern kann erlernt werden, setzt aber ein gesundes Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl voraus. Das Selbstwertgefühl ist Ausdruck der Meinung, die man von sich selbst hat, und es ist die Summe aller Werte, die man sich selbst zuschreibt. Einfluss hat aber auch, welchen Wert andere Menschen wie Eltern, Geschwister, Lehrer und Freunde der eigenen Person und dem eigenen Charakter beimessen. Abhängig davon, wie man glaubt, von Anderen eingeschätzt zu werden, entstehen entweder Selbstachtung oder Minderwertigkeitsgefühle. Die Selbsteinschätzung ist normalerweise kein bewusstes, tatsächlich ausgesprochenes Urteil, sondern eher ein diffuses Gefühl, das sich kaum identifizieren lässt. Sie ist eine permanente Erfahrung. Gutes Selbstwertgefühl und eine realistische Selbsteinschätzung schaffen die Voraussetzung, dass es jemand wagt, sich zu exponieren und zu reagiert statt wegzuschauen. Denn es braucht Mut, sich für einen Menschen oder eine Sache einzusetzen, die von der Umgebung anders bewertet oder nicht beachtet wird. Doch die Angst, von den Anderen abgelehnt zu werden und alleine dazustehen, muss überwunden werden, wenn jemand Zivilcourage zeigen will. Sinn für Gerechtigkeit ist oft der auslösende Moment, um sich mit Zivilcourage für eine Sache oder eine Person einzusetzen.

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Menschen müssen befähigt werden, Ansatzpunkte für ihr Handeln zu erkennen und Verhaltensweisen einzuüben, mit denen sie andere Menschen vor Gewalt und Diskriminierung schützen können, ohne sich selbst in allzu große Gefahr zu bringen.