Gelebte Solidarität

Wie Solidarität und eine eigene Meinung verbunden sind

Grenzenlose Solidarität, eine gerechtere Welt und eine bessere Verteilung von Reichtum sind wichtige Ziele. Solidarität ist aber auch in der Familie, der Schule oder in der Gemeinde wichtig. Der Umgang mit "Randgruppen", mit Schülerinnen und Schülern, die über kleinere finanzielle, intellektuelle oder sprachliche Möglichkeiten verfügen, prägen die Stimmung. Aggressives Ausgrenzen oder integratives Akzeptieren, für beides muss man sich aktiv entscheiden. Solidarität kann aber auch einen "Gruppendruck" erzeugen, der unabhängige Entscheidungen erschwert oder unmöglich macht. Solidarität setzt also voraus, dass jeder Einzelne eine Meinung hat und diese auch vertreten kann. Auch hier reicht eine theoretische Unterstützung nicht aus, sondern man muss auch entsprechend handeln und die Konsequenzen tragen.

Gewerkschaften sind "Solidaritäts-Organisationen"

Im 19. Jahrhundert wurde in Europa im Zusammenhang mit der Industrialisierung das Solidaritätsprinzip erstmals gesellschaftlich anerkannt: Arbeiter schlossen sich zu Gewerkschaften zusammen und kämpften gemeinsam für bessere Bedingungen. Sie machten genau das, was Dunant immer wieder vorschlug: Sie organisierten sich. Die Arbeiterschaft sicherte sich gegen Entwicklungen ab, die sie als Existenz bedrohend empfanden. Solidarität wurde zur Grundlage, ja zum Kampfbegriff der Arbeiterbewegung. Das institutionalisierte Solidaritätsprinzip kommt auch in bestimmten Rechtsformen, etwa bei der gesetzlichen Krankenversicherung. Jedes Mitglied der gesetzlichen Krankenversicherung bezahlt einen bestimmten Versichertenbeitrag. Diese Beiträge fließen in eine von der Versicherungsgesellschaft verwalteten Kasse. Wer krank wird erhält daraus finanzielle Mittel, mit der Arztbesuch oder Krankenhausaufenthalt bezahlt werden. Das institutionalisierte Solidaritätsprinzip kommt auch in bestimmten Rechtsformen, etwa bei der gesetzlichen Krankenversicherung. Jedes Mitglied der gesetzlichen Krankenversicherung bezahlt einen bestimmten Versichertenbeitrag. Diese Beiträge fließen in eine von der Versicherungsgesellschaft verwalteten Kasse. Wer krank wird erhält daraus finanzielle Mittel, mit der Arztbesuch oder Krankenhausaufenthalt bezahlt werden.

Solidarität

Während eines Streiks, der von der gesamten polnischen Bevölkerung getragen und als antikommunistische Bewegung verstanden wurde, schlossen sich 1980 die polnischen Arbeiter der Schiffswerft Danzig zur Gewerkschaft Solidarnosc ("Solidarität") zusammen. Inzwischen hat die Solidarnosc an politischem Einfluss verloren. Der Begriff steht in den ehemals kommunistischen Ländern Mittel- und Osteuropas aber immer noch für den Anfang vom Ende der kommunistischen Zwangsherrschaft.

Solidarisch durch fairen Handel

Aktive Solidarität kann auch durch den Kauf von Gemüse und Früchten im fairen Handel umgesetzt werden. Fair-Trade-Produkte werden nachhaltig und gerecht produziert und gehandelt. Dies bedeutet: keine Kinderarbeit, eine hohe Qualität, ökologische Erzeugung, faire Preise und soziale Standards für die Produzentinnen und Produzenten. Fairer Handel ist eine rasche und wirksame Strategie zur Armutsbekämpfung. Bauern und Bäuerinnen in Afrika, Lateinamerika und Asien erhalten festgelegte Mindestpreise. So können sie ihre Dörfer und Familien aus eigener Kraft stärken. Die Umstände, unter denen sie leben und arbeiten, werden nachhaltig verbessert.
Fotograf: Elmar J. Lordemann
Bob Geldof Rock am Ring 1987

Solidarisch in Sport und Kultur

Solidarität wird auch im Sport groß geschrieben: Eine Mannschaft gewinnt am ehesten, wenn jedes Mitglied seine Stärken einbringen kann und gleichzeitig die Talente der anderen Mitglieder berücksichtigt. Solidarität bekunden auch die Fans, die "ihr" Team in guten wie schlechten Zeiten unterstützen. Schließlich bieten auch die Paralympics, die olympischen Spiele für Sportlerinnen und Sportler mit Behinderung eine Chance für gelebte Solidarität. Auch in der Kultur gibt es Raum für Solidarität. "Live Aid" hieß das Benefizkonzert vom 13. Juli 1985, das maßgeblich vom Musiker Bob Geldof anlässlich der damals akuten Hungersnot in Äthiopien organisiert wurde. Es war das bis dahin größte Rockkonzert aller Zeiten. Im Londoner Wembley- und im John-F.-Kennedy-Stadion in Philadelphia traten abwechselnd mehr als 16 Stunden lang die Topstars der Musikszene auf. Rund 1,5 Milliarden Menschen verfolgten die Konzerte im Fernsehen oder über das Radio. Insgesamt kamen rund 100 Millionen Euro an Spenden zusammen. 1989 folgte "Band-Aid-II", 2004 "Band Aid 20". Am 2. Juli 2005 veranstaltete Geldof anlässlich der Konferenz der G8, der Gruppe der acht stärksten Wirtschaftsmächte in Edinburgh eine Fortsetzung namens Live 8. Diesmal wurden Unterschriften gesammelt. Sie sollten die Politiker zur Erhöhung der Entwicklungshilfe und zu einem Schuldenerlass für Afrika bewegen.

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Das Solidaritätsprinzip lässt sich mit dem Grundsatz "Einer für alle, alle für einen" umschreiben.